Situationsdynamik-Training

 
 
 

Training - was heißt das eigentlich?

Der Begriff Training wird heutzutage in den verschiedensten Bereichen verwendet, in denen gezielt Fertigkeiten, Fähigkeiten und Wissen vermittelt werden. Der Trainer eines Fußballvereins trainiert seine Fußballmannschaft. Der von einem Kaufhauskonzern engagierte Trainer übt Verkaufsstrategien mit VerkäuferInnen oder Marketing-Strategien mit Führungskräften. Also kann man Training auch schlicht als ein Üben verstehen, das sich auf alles beziehen kann, was Menschen miteinander üben können. Dementsprechend gibt es auch keine gesetzlichen Regelungen und Einschränkungen, wer sich in welchem fachlichen Zusammenhang Trainer oder Trainerin nennen darf.
 
 

Was ist ein Situationsdynamik-Training?

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Es lehnt sich in seiner Tradition auch an die theoretischen Grundlagen und Methoden des gruppendynamischen Trainings an. Darin untersucht eine Gruppe mit Begleitung professioneller Gruppendynamik-TrainerInnen in ihrer spezifischen "Labor-Situation" die Gesetzmäßigkeiten ihrer Gruppenentwicklung. Die Mitglieder der Gruppe erleben am eigenen Beispiel ihren persönlichen Einfluß auf die Entwicklung der Gruppe und deren Einfluß auf sie selbst. Daraus folgen intensive Lernprozesse, die sich vor allem auf ihre individuelle Entwicklung und ihre sozialen Fähigkeiten beziehen. Auch im SD-Training ist die Gruppendynamik ein wesentlicher Bereich des Lernens der Gruppenmitglieder. Jedoch bezieht sich das Wort Dynamik hier nicht nur auf die Dynamik der Gruppe, sondern auf die darüber hinausgehende Dynamik der Situation, die sich aus mehreren Aspekten zusammensetzt. Situationsdynamiker arbeiten mit einem Situations-Modell, das den Ich-, Wir-, Sach- und intentionalen Aspekt der Situation unterscheidet.
 
 

Was bedeutet Situation im Situationsdynamik-Training?

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Situation ist der Versuch einer Beschreibung von sich selbst in Beziehung zur Welt als zeitlich und räumlich definiertes Konstrukt.

Solche Beschreibungsversuche sind alltägliche Vorgänge im Leben aller Menschen, die nicht immer bewußt geschehen. Diese auch unbemerkt geschehenden Beschreibungen dienen dem Versuch der Bewältigung von unausweichlichen Spannungen, die einerseits im Individuum selbst auftreten und die auch im gesellschaftlichen Zusammenleben unvermeidlich zwischen dem Einzelnen und anderen auftreten. Während der Einzelne seine Situation beschreibt, erklärt er sie auch sich selbst und anderen, gibt ihr so einen Sinn und schafft auf diesem Wege Ordnung in seiner Welt.
 
 

Was bedeutet Dynamik im Situationsdynamik-Training?

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Wenn im SD-Training Individuen zusammenkommen, um miteinander ihre Situation unter einem vorher verabredeten Thema zu bearbeiten, setzen sie sich dem sozialen Miteinander und Gegeneinander aus, das hier und jetzt in dieser Gruppe entsteht. Die Anwesenden konstruieren und gestalten also im Training ihre gesellschaftliche Wirklichkeit, ihre Welt, indem sie alle individuellen Erfahrungen, ihr Wissen, Können und ihre vertrauten Interaktionsmuster in die Trainings-Situation mitbringen. Manche Menschen gehen mit eher statischen Beschreibungen ihrer Situation in eine solche Trainings-Situation hinein. Häufig erleben sie sich selbst als unausweichlich festgelegt. Sie empfinden ihre Suche nach alternativer Gestaltung ihrer Lebensentwürfe als illusorisch, wenn sie sich selbst nicht zutrauen, gestaltenden Einfluß auf sich und andere zu nehmen.

Wenn in der Trainings-Situation Bewegung in die Situationsbeschreibungen der Einzelnen kommt, Unterschiede besprechbar werden und sich der Einfluß der Individuen auf das Leben der Gruppe bemerkbar macht, werden die Ich- und die Wir-Dynamik der Situation wahrnehmbar, die wiederum in Wechselwirkung mit der Dynamik des Sach- und Intentionsaspekts gefördert und gestaltet werden können.
 
 

Theoretische Grundlagen

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Die Arbeitsform des SD-Trainings ist unter anderem auf der Basis systemtheoretischer Erkenntnisse entstanden, was den Einsatz eines breiten theoretischen und methodischen Spektrums systemischer, aber auch psychoanalytischer und gruppendynamischer Theorien und Arbeitsformen ermöglicht. Daraus folgt, daß die breite theoretische Auffassung von Situation auch eine breite Auffassung von Sach-Dynamik im SD-Training fördert. Denn die Situation der Gruppe wird von SD-TrainerInnen nicht nur unter einem ganz bestimmten theoretischen Blickwinkel verstanden.

Auch Wissen und Erfahrungen der Gruppenmitglieder, die wiederum von ganz verschiedenen beruflichen und theoretischen Hintergründen geprägt sein können, werden sich im Training sachdynamisch bemerkbar machen. Theorien widersprechen einander, was im Training zu Kommunikation und Auseinandersetzung darüber einladen kann. So beginnt in der Trainings-Gruppe auch ein Lernen anhand der Frage, was denn hier und jetzt die Theorie-Brillen zur Betrachtung der Sache dieser Gruppe sein sollen.

So wird auch eine bewußtere Auseinandersetzung über die Grundannahmen und Absichten der Teilnehmenden gefördert, die sie individuell und als Gruppe haben bzw. im Trainingsprozeß entwickeln. Das ist die intentionale Dynamik der Situation, ohne die auch die Politik der Gruppe nicht deutlich werden kann. Hier geht es also um die Absichten und um die Förderung von zielgerichteten, veröffentlichten und dadurch verhandelbaren Interessen der Einzelnen in der Trainings-Situation.

Darüber hinaus führt die Intentionalität, die jeden Prozeß logisch strukturiert, auch zu der Konsequenz, daß aus dem Trainings-Erleben heraus eine Brücke in die Arbeits- und Lebenspraxis gebaut werden muß: In der Schlußphase des SD-Trainings bereiten sich die Einzelnen gezielt und konkret darauf vor, wie sie ihre Trainings-Erkenntnisse später in ihre berufliche und private Lebenswelt integrieren können.
 
 

Wie verläuft ein Situationsdynamik-Training?

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Eine Gruppe Erwachsener, die aus mindestens 8 und maximal 16 Personen besteht, trifft sich außerhalb der privaten und beruflichen Lebenswelt zum Training, um ein vorher verabredetes Thema zu bearbeiten, das sich für Trainings-Lernprozesse eignet.

Dazu gehören z. B. Konflikte in Institutionen, Leitungskompetenzen, Team-Fähigkeiten und andere Kooperationsfähigkeiten, Führungskräfte-Kommunikation in ihrer Organisation, Kommunikationen von Führungskräften zwischen mehreren Hierarchie-Ebenen, Selbstorganisation von Gruppen, gruppendynamische Prozesse, Macht und Einfluß von Personen und Gruppen in Institutionen und Organisationen, Normen und Werte in der Kommunikation sozialer Systeme, Philosophie, Visionen und Politik in Institutionen und Organisationen.

Ein SD-Training dauert im allgemeinen 5 Tage. In dieser Zeit lebt und arbeitet die Gruppe in einem dazu geeigneten Tagungshaus, das den Teilnehmenden die nötige Ruhe und Distanz zum beruflichen und privaten Alltag bieten kann. Die Teilnahme am gesamten verabredeten Training ist erforderlich, um allen Teilnehmenden durch eine sorgfältig begleitete Transfer-Phase einen produktiven Wiedereinstieg in ihre Arbeits- und Lebenswelt zu ermöglichen.

Jedenfalls sollten SD-Trainings kontextgebunden und nicht als einmalige "Events" veranstaltet werden, um es den Teilnehmenden zu ermöglichen, aus ihrem Trainings-Erleben relevante Konsequenzen ziehen zu können. Die Konsequenzen und Veränderungen sollten im nächsten Schritt (2. Blockphase oder Transfertag) besprochen und überprüft werden können, um daraus weitere Schritte entwickeln zu können, die die Teilnehmenden in ihrer Arbeits- und Lebenspraxis wiederum umsetzen (und optimalerweise im nächsten Transfer-Schritt wiederum überprüfen) können.

SD-Trainings können auch als  Intervall-Trainings (entweder in 2 Blockphasen je 3 Tage oder mit einer Blockphase von 3 Tagen und anschließenden 2 - 3 Transfertagen) durchgeführt werden. SD-Trainings können auch aufeinander aufbauend als fortlaufendes Organisations-Laboratorium veranstaltet werden oder in einem Ausbildungskonzept z.B. in der Weiterbildung persönlicher  Leitungskompetenzen für Führungskräfte eingesetzt werden.

In den Aktuellen Angeboten und unter Downloads finden Sie Faltblätter und konzeptionelle Texte zu meinen situationsdynamischen Trainings-Angeboten.